You’ll Never Walk Alone erweicht sogar das Herz des härtesten Fan. Die Geschichte eines Liedes, dass ursprünglich gar nichts mit dem Fußball am Hut hatte.
Die Story basiert aus dem ungarischen Theaterstück Liliom von Ferenc Molnár, dass 1930 von US-Regisseur Frank Borzage und 1934 von Fritz Lang verfilmt wurde. Dessen Version kam ein Jahr später ebenfalls in die amerikanischen Kinos, nachdem der deutsche Filmemacher in die USA emigrierte.
Komponist Richard Rodgers und Texter Oscar Hammerstein, die Molnár während der Proben in New York begegneten, verpassten dem sozialkritischen Drama ein hoffnungsvolles Ende. Carousel war ein großer Erfolg und lief am New Yorker Broadway über zwei Jahre lang vor ausverkauftem Haus.
Rodgers und Hammerstein waren bereits bekannte Musical-Autoren als ihre Zusammenarbeit 1943 begann. Der bisherige Librettist von Rodgers, Lorenz Hart trank sich zwischenzeitlich zu Tode. Bereits das erste Projekt „Oklahoma“ wurde zum Welterfolg. Außerdem folgten bis zu Hammersteins Tod im Jahr 1960 noch Musicals wie „The King and I“, „South Pacific“ und „The Sound of Music“.
1956 kam Carousel ins Kino. Verglichen mit den anderen Rodgers/Hammerstein-Verfilmungen floppte der Streifen jedoch, weil die Amerikaner die Story zu negativ fanden. Auch die rührende Szene, in der die Cousine Nettie die völlig aufgelöste Julie am Leichnam ihres Mannes mit You’ll Never Walk Alone tröstet, konnte nichts am Misserfolg ändern. Der Soundtrack der Verfilmung hingegen wurde ein landesweiter Hit. Er machte den Song derart populär, dass sich auch die amerikanische Pop- und Jazz-Szene für ihn zu interessieren begann.
Der Weg nach Europa
Frank Sinatra, Judy Garland, Ray Charles, Shirley Bassey, Barbara Streisand, Johnny Cash, Aretha Franklin, Bob Dylan, Slade, Eric Clapton und Paul McCartney versuchten sich allesamt am Stück, doch der Erfolg hielt sich für alle Beteiligen in Grenzen. Erst die von Gerry Marsden gegründete Liverpooler Band „Gerry & the Pacemakers“ sollte dem Song m 2. Juli 1963 noch mehr Popularität verleihen. Nur drei Monate später stürmte der Song erstmals an die Spitze der britischen Charts.
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Die exakte Geburtsstunde des Liedes lässt sich nicht eruieren. Eine Legende besagt, dass an einem unbekannten Spieltag die Lautsprecheranlage an der Anfield Road ausgefallen war – Fans hätten demzufolge einfach weitergesungen. Die „Kopites“ adaptieren daraufhin den Hit und es wurde fortan vor jedem Heimspiel geschlossen angestimmt – ohne Vorsänger. Die Hymne war ab diesem Zeitpunkt fester Bestandteil der legendären und größten Stehplatztribüne Europas „The Kop“. You’ll Never Walk Alone wurde zu einem weltweiten Nummer-eins-Hit. Fans der Reds und Celts (Celtic) beanspruchen bis heute noch den Launch.
Mehr als nur eine Vereinshymne
Was danach folgte, sollte die Fußballgeschichte auf den Rängen für immer verändern. Am 11. Mai 1985 kam es im Stadion des Bradford FC zu einem herherrenden Brand der Haupttribüne, wo 56 Menschen ihr Leben ließen. Marsden nahm daraufhin den Song erneut auf und schaffte es mit der Benefiz-Single erneut an die Spitze der UK Charts. Der Elös ging an die Hinterbliebenen der Todesopfer.
Vier Jahre später, am 15. April 1989 verloren bei der Hillsborough-Katastrophe 96 Liverpool-Fans ebenfalls ihr Leben. Erneut sollte eine Charity-Single her, um Hilfsgelder zu sammeln. Marsden, in Begleitung von Paul McCartney, Holly Johnson und anderen Künstlern nahmen den vom ihm 1964 veröffentlichten Song „Ferry Cross the Mersey“ neu auf. Der Song brach viele Rekorde. You’ll Never Walk Alone wurde dabei einmal mehr zur globalen Botschaft – sowie beim FA-Cup-Finale am 20. Mai 1989 zwischen Liverpool und Everton.
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In der Saison 1992/1993 beschloss Liverpool neben den Shankly Gates in Anlehnung an die Opfer den Schriftzug in das Vereinswappen zu integrieren. You’ll Never Walk Alone wurde darüber hinaus als Synonym mit der damals verarmten Hafenstadt an der Merseyside assoziiert. So verspotteten unter dem damaligen Thatcher-Regime vor allem Gästefans aus London die Einheimischen mit Slogans wie „You’ll never find a job“.
You’ll Never Walk Alone war auch fester Bestandteil der jährlichen Hillsborough-Gedenkveranstaltung an der Anfield Road. Die schönste Version gab es aber am 26. April 2016 in Warrington, wo nach 27 schmerzhaften Jahren die Wahrheit letzlich gesiegt hatte. Einen Tag später, sang eine ganze Stadt geschlossen. Heute zählt „YNWA“ als Universalhymne. Die Hymne hat inzwischen viele Nachahmer gefunden und wird in vielen europäischen Stadien gespielt. Doch gesanglich ist und bleibt das Original für immer in Anfield.
When you walk through a storm, hold your head up high
And don’t be afraid of the dark
At the end of the storm, there’s a golden sky
And the sweet, silver song of a lark
Walk on through the wind
Walk on through the rain
Though your dreams be tossed and blown
Walk on, walk on
With hope in your hearts
And you’ll never walk alone
You’ll never walk alone
Walk on, walk on
With hope in your hearts
And you’ll never walk alone
You’ll never walk alone
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