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XL Interview: Steven Gerrard über seine Karriere, Tore, Manager und mehr

Die Reds-Legende wurde offiziell zum besten Spieler Liverpools in der Premier-League-Ära gewählt.

Ian Doyle vom Liverpool Echo sprach mit dem Ex-Kapitän exklusiv über seine erfolgreiche Karriere in Anfield.

Wie geht es dir?

Nicht schlecht, danke der Nachfrage.

Du bist in unserer speziellen Echo-Umfrage zum besten Liverpool-Spieler der Premier-League-Ära gewählt worden. Gut gemacht.

Es ist immer schmeichelhaft, wenn man diese Art von Umfragen gewinnt. Sei es durch Journalisten oder Fans. Es wird von Leuten beurteilt, die dich Aktion gesehen haben, daher ist es schmeichelhaft.

Ich weiß, wie nah sie meine Karriere im Laufe der Jahre beobachtet haben. Ob du Erster, Zweiter, Dritter oder in der Top 10 oder 20 in der Liste landest, du hast alles richtig gemacht.

Es gab so viele Top-Spieler in den letzten 25 Jahren, so dass es irgendwo auch eine Ehre ist, an der Spitze zu sein.

Allerdings bin ich nicht gerade ein großer Fan von individuellen Auszeichnungen, als Spieler wollte ich immer ein Team. Dennoch akzeptiere ich die Ehrung und möchte mich bei allen bedanken.

Kein Problem. Wir wissen, dass du ein großer Liverpool-Fan bist, wie aufregend war dein Debüt 1998 gegen die Blackburn Rovers?

Es war nicht aufregend, es war beängstigend. Der Aufbau des Ganzen war spannender. Ich bekam die Möglichkeit in Melwood mitzutrainieren und wurde von Gérard Houllier, Phil Thompson und Sammy Lee gelobt.

© Getty Images Sport

Der Moment, wo ich meinen Trainingsanzug auszog und auf die Uhr blickte, war nicht aufregend. Es war schrecklich. Ich erinnere mich nur, dass es eine Art von Gefühl war, dass dir jemand ins Gesicht schlägt und du realisiert, dass du gleich vor dieser Masse aufläufst.

Wenn ich mir das Material heute ansehe und mich in diesem großen roten Trikot sehe, bin ich über mein Debüt begeistert – ein Traum wurde wahr. Allerdings hatte ich die ersten paar Minuten Angst.

Dann gab es dein erstes Tor gegen Sheffield Wednesday …

Das hat mir massiv geholfen. Man stößt zur Profimannschaft und wird auf verschiedenen Positionen eingesetzt. Rechter Flügel, rechter Verteidiger oder defensives Mittelfeld. Die Leute begannen aber langsam zu begreifen, dass ich im Angriff besser aufgehoben bin. Es ist immer noch einer meiner Lieblingstore, definitiv in meiner Top 10.

Wie hast du dich nach dem Tor gefühlt?

Das Gefühl, dass du noch mehr wichtige Tore schießen willst. Wenn du realisierst, dass du ein Tor schießt und zu den Fans läufst, aber zuvor noch selber ein Teil davon warst. All deine Helden tauchen hinter deinem Rücken auf.

Was war deine beste Leistung für Liverpool?

Im Hinblick auf 90 Minuten und Verlängerung, ist die Leistung gegen West Ham mein Favorit. Ich würde sogar sagen, es war eine perfekte Leistung. Wenn ich so zurückblicke, gelang mir an diesem Tag alles. Es war so, als ob ich auf Autopilot eingestellt war. Es war wie eine “Wow”-Leistung.

© Getty Images Sport

In Bezug auf meinen Lieblingsmoment, wirst du nicht überrascht sein, wenn ich Istanbul sage. Die Bedeutung ist allgegenwärtig, nicht nur für mich, sondern auch für den Klub und die Fans. Dieser Moment wird immer die Nummer eins sein. Man muss nur daran denken, welches Vermächtnis hinterlassen wurde.

Was war die beste Atmosphäre in Anfield?

Das ist auch einfach. Chelsea im Halbfinale der UEFA Champions League (2005). Diese Saison war unglaublich. Eine Stunde vor dem Anpfiff vibrierte bereits das ganze Stadion.

Der Kop war wie ein Beben. Beim Aufwärmen, zu Spielbeginn, in der Mitte und bis zum Ende. Die ganze Nacht war enthusiastisch, einfach unbeschreiblich. Es ist schwer über diese Nacht hinwegzusehen, obwohl ich Anfield viele großartige Momente hatte.

Du hast mit einigen Spielern in Liverpool zusammengespielt. Wer war dein Lieblingsspieler? Und wer war der Beste?

Mein Lieblingsspieler muss immer Carra sein. Mit ihm fühlte ich mich immer sicherer, ich fühlte mich unbesiegbar. Weil ich immer wusste, wer hinter mir steht. Ein Leader, der laut war.

Jeder weiß, dass ich nicht der Typ war, der viel auf dem Feld herumschrie. Als Kapitän habe ich Vieraugengespräche bevorzugt. Mit Carra fühlte ich mich besser, wir hatten bessere Chancen auf Erfolg.

© Getty Images Sport

Schockiert haben mich Fernando Torres und Luis Suárez, so gut wie sie waren. Beide sind meine Favoriten. Es gab oft Momente, wo du dir dachtest, hat er das gerade wirklich getan?

Ich liebte es auch das Zusammenspiel mit Michael Owen, angesichts seiner Bewegungen. Als Mittfeldspieler wusste ich, dass ich eine Chance auf Unterstützung hatte.

Ich war auch ein großer Fan von Robbie Fowler, er war mein Held. Ich spielte zum Ende seiner Karriere mit ihm, seine besten Tage waren zwar vorbei, dennoch war es eine Ehre. Als Mittelfeldspieler liebst du gute Stürmer.

Normalerweise sind die besten Spieler diejenigen, die sich im täglichen Training auszeichnen und ihre Konstanz untermauern.

Xabi Alonso war ein solcher Spieler. In unserer ersten Trainingseinheit, wusste ich bereits nach fünf Minuten, dass es so ein Spieler ist. Alleine seine Passtechnik. Du kannst nach ein paar Tagen Training sagen wer es schaffen wird.

© Getty Images Sport

Welche Partnerschaft hast du auf dem Platz genossen?

Ich pflegte sie mit Peter Crouch. Crouchy war maßgeblich an einem meiner besten Tore beteiligt – im FA Cup Finale gegen West Ham. Es wurde unterschätzt, wie hart er für das Team arbeitete. Ich fühlte, ich hätte die gleiche Verbindung mit Andy Carroll, seinen Verbleib hatte ich mir etwas länger vorgestellt.

Es gibt bestimmte Spieler, mit denen du immer spielen möchtest. Dirk Kuyt ist so einer. Jeder im Team kannte seine Rolle, er aber hatte die Qualität immer dort aufzutauchen, wo es galt wichtige Tore zu erzielen. Wenn man auf einige unserer besten Ergebnisse und wichtigen Tore zurückblickt , dann wird der Name Dirk Kuyt auftauchen.

Du hast 186 Tore für Liverpool erzielt, eines schöner als das andere, aber welches war das Beste aus technischer Sicht?

Wahrscheinlich die Last-Minute-Treffer im Pokalfinale gegen West Ham und das Tor gegen Olympiakos. Das waren Treffer, wo du wusstest, wenn du triffst, ist es wie in einem Traum.

Ein weiterer Favorit war ein Heimspiel gegen Middlesbrough. Dann der Treffer in Marseille. Ein ähnliches erzielte ich im Goodison. Das ist meine Top 5.

Erinnerst du dich noch an deinen schönsten Assist?

Ich erinnere mich an einen in Fulham im Jahr 2014. Ich hatte noch nicht lange mit Daniel Sturridge gespielt, neuen Stürmern versuchte ich immer Vertrauen zu geben.

Daniel war etwas über ein Jahr bei uns, als wir im Craven Cottage gastierten. Für ein Tor gab es nicht viel Raum zwischen der Verteidigung und dem Torhüter, doch ich sah eine Lücke, musste aber sicherzustellen, dass der Ball nicht abgefangen wird. Mit einem Schlenzer ist mir das letztlich gelungen.

In Bezug auf die natürliche Fähigkeit, ist Sturridge an der Spitze. Er ist so scharf und kann mit einem Schuss abschließen, wie man gegen Everton letzte Woche sah. Ich glaube, manchmal merkt er gar nicht, wie gut er ist.

Ein weiterer schöner Assist, war für Djibril Cisse im FA Cup Finale. Es gab auch noch einen für Torres gegen Newcastle, als wir im Jahr 2008 3:0 gewannen.

Wie sieht es mit deinem Lieblingselfmeter aus? Es gab einige in deiner Karriere …

Wahrscheinlich gegen Arsenal im UEFA Champions League-Viertelfinale 2008 in Anfield. Sie hatten kurz zuvor zum 2:2 ausgeglichen, außerdem war es vor dem Kop. Der Druck war groß. Ich erinnere mich, dass ich hoch anvisierte, aber niedrig schießen wollte.

© Getty Images Sport

Hattest du einen Auswärts-Lieblingsplatz?

Goodison, ohne Zweifel. Ich liebte die Atmosphäre und der Platz war immer toll. Das Spiel war von Hass und Geplänkel geprägt. Ich liebte es, wenn Liverpool dort spielte. Ich wollte immer das beste daraus machen. Wir haben natürlich auch dort gewonnen.

Du musst die Siege gegen Everton am meisten genossen haben?

Ja und gegen Manchester United. Die Furcht war groß, gegen diese Teams zu verlieren. Ich hatte die Nächte davor immer Probleme beim einschlafen, doch als wir gewannen, war es ein großartiges Gefühl.

Wer ist dein Lieblingsmanager in Liverpool? Du hast unter einigen großen Namen gearbeitet.

Da alle Manager verschieden waren, ist die Frage für mich schwer zu beantworten. Man erlebt gute Zeiten unter bestimmten Personen, daher kann man keine Lieblingsperson ausmachen. Wenn es nach dem Karrierehöhepunkt geht, dann wird meine Antwort immer Rafa (Benitez) lauten.

Taktisch war Rafa natürlich auch Weltklasse. Um ehrlich zu sein, habe ich für alle Manager gerne gespielt. Kenny war einer meiner Helden und ich liebte den Fußball, den wir unter Brendan Rodgers spielten.

Ich hatte persönlich auch unter Roy Hodgson eine gute Zeit. In gewisser Weise eine Schande, dass ich nicht länger mit ihm arbeiten konnte.

© Getty Images Sport

Und natürlich gilt ein besonderer Dank Gérard Houllier. Der mir zu meinem Debüt verhalf und mir soviel auf und abseits des Platzes in frühen Tagen mit Rat und Tat zur Seite stand.

Wenn du einen Wunsch hättest, würdest du etwas ändern? 

Die Saison 2013/2014.

Danke Stevie.

Kein Problem und danke nochmal.

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